Jugendbuch,  Rezensionen

Rezension | Jennifer Chambliss Bertman – Mr. Griswolds Bücherjagd. Das Spiel beginnt. (Griswold #1)

Heute stelle ich euch ein ganz besonderes Buch vor. Vor einigen Wochen flatterte eine E-Mail von Mixtvision in mein elektronisches Postfach. Darin wurde ich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, an einer Bücherjagd, einer Schnitzeljagd mit Büchern, mitzumachen. Es klang wirklich sehr interessant und vielversprechend und so musste ich gar nicht lange nachdenken, die Antwort fiel natürlich positiv aus.

Innerhalb weniger Tage war Mr. Griswolds Bücherjagd in zweifacher Ausfertigung in meinem Briefkasten. So konnte ich eines dazu verwenden, um es in meiner Stadt zu verstecken und darauf eine echte Bücherjagd zu machen. Ich habe das Buch in Frankfurt versteckt und damals über Instagram Stories Hinweise gegeben, wo ich es versteckt habe. Außerdem wurde auf der Aktionsseite von Lovelybooks ein Hinweis veröffentlicht. Schon nach kurzer Zeit wurde mein Buch gefunden und ist hoffentlich in die Hände eines glücklichen Finders gefallen.

Natürlich wollte ich nun herausfinden, welches Buch ich hier durch die Bücherjagd an den Mann oder an die Frau gebracht habe und so machte ich mich bereit für eine Bücherjagd quer durch San Francisco. Da Schnitzeljagden und überhaupt Abenteuer generell mehr Spaß bereiten, wenn man sie mit mehreren erlebt, freute ich mich sehr, Mr. Griswolds Bücherjagd zusammen mit Bloggerkollegin Tina von KillMonotony zu lesen und mit ihr gemeinsam die Rätsel zu lösen.

Die Bücherjagd beginnt – San Francisco, wir kommen!

In Mr. Griswolds Bücherjagd begleiten wir Emily, die mit ihrer Familie schon unzählige Male umgezogen ist. Ihre Eltern haben sich das Ziel gesetzt, in jedem der 50 Staaten in Amerika einmal gewohnt zu haben und gerade ist San Francisco an der Reihe. Das Buch beginnt, als Emily mit ihrer Familie an ihrem neuen Domizil ankommt.


„Was ich nach all unseren Umzügen dann schließlich herausgefunden habe, ist, dass man was verpasst, egal ob man bleibt oder geht. Daher habe ich beschlossen, mich einfach auf unseren Lebensstil einzulassen.“ (239)

Bereits im Auto nach San Francisco verfolgt Emily mit Begeisterung die ersten Informationen zu Mr Griswolds neuer Bücherjagd im Radio. Emily ist ein großer Fan dieses Bücherjagd-Spiels und kann es gar nicht erwarten, endlich in der Stadt, in der Mr Griswold lebt, auf Bücherjagd zu gehen. Zwar ist sie auch in den Städten, in der sie zuvor gewohnt hat, auf Bücherjagd gegangen, sie ist quasi schon ein alter Hase, aber in San Franciscso Bücher zu jagen zu gehen ist für sie noch einmal etwas ganz anderes. Ein Traum geht für sie in Erfüllung!

Doch noch etwas ist an der neuen Stadt anders. Aufgrund des häufigen Wohnortwechsels, schließt Emily nur schwer Freundschaften mit anderen gleichaltrigen Kindern und bleibt aus diesem Grund oft allein und verbringt auch die Pausen in der Schule meist lesend. Nicht so in San Francisco! In der Nachbarwohnung wohnt ein gleichaltriger Junge, der ebenso an Rätsel und Abenteuern im Allgemeinen interessiert ist. Schon nach kurzer Zeit schließt sie mit James Freundschaft und hat ab sofort eine Begleitung auf ihren Bücherjagden.

Als Emily und James erfahren, dass Mr. Griswold in einer U-Bahn-Station überfallen wurde und dabei so schwer verletzt wurde, dass er in Lebensgefahr schwebt, realisieren sie, dass die Zukunft des Bücherjagd-Spiels ungewiss ist und machen sich gemeinsam auf die Suche nach dem Buch, das Mr. Griswold verloren hat. Doch zu diesem Zeitpunkt wissen sie noch nicht, auf welche Abenteuerreise sie sich damit begeben.

Aufmachung & Inhalt

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich die Idee hinter diesem Buch ganz großartig finde. Wer hat in seiner Kindheit nicht gerne an Schnitzeljagden teilgenommen oder sonstige knifflige Rätsel gelöst? Selbst als Erwachsener reist mich Mr. Griswolds Bücherjagd und vor allem Emilys Enthusiasmus derart mit, dass ich am Liebsten selbst solch eine Bücherjagd auf die Beine stellen möchte.

Bisher bin ich mit Chiffren und anderen Code-Systemen noch nicht in Berührung gekommen, sodass diese ganzen Rätsel wirklich etwas Neues für mich waren. Und ich finde sie großartig! Gerade die Vielfalt der Rätsel hat mich begeistert. Auch, dass diese verschiedenen Codes nicht nur beschrieben, sondern auch visuell dargestellt wurden, finde ich sehr gelungen.

Außerdem finde ich, dass das Setting wirklich hervorragend ist. Es passt einfach alles. Ich habe sehr leicht den Zugang gefunden und hatte das Gefühl, als würde ich bereits beim Umzug auf der Rückbank zwischen Emily und ihrem Bruder sitzen und gemeinsam mit der Familie in die ungewisse Zukunft reisen. Auch, wenn Emily nicht sehr erfreut ist über die häufigen Umzüge, weckt der Umzug nach San Francisco dennoch die Abenteuerlust. Vor allem bei mir als Leser. Denn neben den Rätseln, die es zu lösen gilt, gibt es auch eine neue Stadt zu entdecken.

Ein wenig schade finde ich, dass Emilys Eltern, nach der Ankunft in San Francisco ein wenig an Bedeutung zu verlieren scheinen. Natürlich ist das Buch aus Emilys Sicht geschrieben, dennoch hätte ich mir gewünscht, wenn die Eltern ein wenig präsenter gewesen wären. Denn in Emilys Alter wirkt eine derartige autarke Lebensweise ein wenig unauthentisch.
Gerade die Entscheidung, die ihre Eltern am Ende des Buches treffen, wirkt für mich – gerade aufgrund der Abwesenheit im Roman – ein wenig aus der Luft gegriffen. Natürlich ist es eine gute und vor allem kluge Entscheidung und ich freue mich sehr für Emily und ihren Bruder, aber wie kam es zu diesem Entschluss? Hier hätte ich mir gewünscht, dass im Roman immer mal wieder Andeutungen eingestreut gewesen wären, die diesen Entschluss in irgendeiner Weise vorbereitet hätten.

Emily, meine Heldin

Mein absolutes Highlight in Mr. Griswolds Bücherjagd ist Emily. Ich habe sie schon direkt zu Beginn in mein Herz geschlossen. Sie ist aufgeweckt und für ihr Alter ausgesprochen erwachsen. Ich schätze, dass dies ein unterbewusst ablaufender Prozess und den zahlreichen Umzügen geschuldet ist. Indem sie oft nicht einmal ein Jahr an einem Ort gelebt hat, bevor sie mit ihrer Familie weiterziehen musste, konnte sie keine richtigen Freundschaften zu Gleichaltrigen aufbauen und vor allem nicht pflegen. Das unbeschwerte gemeinsame Spielen, das Verabreden nach der Schule, all dies hat Emily nicht oder nur sehr selten erlebt. Und das hat mich so unfassbar traurig gemacht.

Diese Melancholie schwingt zu Beginn des Buches in jeder Zeile mit und fügt ihr damit eine neue Dimension hinzu. Emily ist nicht mehr nur ein kleines Mädchen, das gerade mit ihren Eltern nach San Francisco gezogen ist und dort ab sofort leben wird, sie ist vielmehr ein Mädchen, dass sehr unter den Entscheidungen ihrer Eltern leidet. Es ist so herzergreifend beschrieben, sodass ich wirklich mit Emily mitgefühlt, ja mitgelitten habe.

Wenn man nun betrachtet, mit welcher Hingabe Emily Mr. Griswolds Bücherjagd verfolgt, ein Spiel, dass man allein und vor allem ortsunabhängig spielen kann, wirkt das Ganze noch einmal trauriger.


„Sie wünschte sich nur, es würde nicht diese riesige tickende Uhr über ihrer Familie hängen, die unbarmherzig die Zeit herunterzählte, bis sie zwangsläufig wieder umziehen würden.“ (96)

Umso mehr habe ich mich gefreut, als Emily den Nachbarsjungen James kennenlernte. Zunächst dachte ich, dass James ihr das Leben schwer machen und sie ärgern würde. Doch im Gegenteil: Er wird ihr Bücherjagd-Partner, er wird – sowohl in der Schule als auch privat – ihr Freund. Ich habe mich so unfassbar für Emily gefreut. Auch, wenn ich bis jetzt noch nicht weiß, was ich wirklich von James halten soll, bringt er Emily zum Lachen und das ist alles, was ich mir gewünscht habe.

Der erste Band der Bücherjagd-Reihe – ein gelungener Auftakt!

Ich bin ausgesprochen dankbar, dass Mixtvision mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht hat, denn sonst hätte ich ein wirklich tolles Buch verpasst. Ich habe die Lektüre sehr genossen, gerade die Mehrdimensionalität zu Beginn des Romans finde ich mehr als gelungen. Aber auch die vielen unterschiedlichen Rätsel haben mich angesprochen und mich neugierig gemacht. Ich schätze, dass gerade Kinder und Heranwachsende sich damit noch einmal mehr identifizieren können. Deswegen: Eine klare Leseempfehlung für alle kleinen Rätselfreunde!

Aber auch die Rätsel, die Bücherjagd und die Abenteuer, die sie gemeinsam mit James bestreitet – all dies ist wirklich bemerkenswert umgesetzt worden. Mr. Griswolds Bücherjagd ist ein gelungener Auftakt einer Trilogie und ich freue mich schon sehr auf September, wenn ich mit Emily gemeinsam mein nächstes Abenteuer erleben kann.


Vielen Dank an Mixtvision für das Zusenden dieses Leseexemplares.


„Was, wenn die Kiste voller alter Familienfotos und Erbstücken gewesen war – etwas Besonderes, das man vielleicht ein Jahr lang nicht unbedingt braucht, das aber trotzdem wichtig ist?“ (91)

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